Vegetarisch essen – eine Entscheidung für mehr Zukunftsfähigkeit

 

Wir alle kennen sie: die Berichte über hungernde Menschen in großen Teilen der Welt. Im Kontrast dazu ergeben jüngste Studien, dass Übergewicht und Fettleibigkeit nun auch schon bei Kindern und Jugendlichen rasant zunehmen. Somit steht außer Streit: Die Weltbevölkerung wird sich mit den Möglichkeiten einer gesunden, ausgewogenen, weltweit gesicherten und ethisch vertretbaren Ernährung auseinander setzen müssen.

Die Wissenschaft des Yoga betrachtet den Menschen umfassend und ganzheitlich. Sie widmet sich daher auch den Grundsätzen einer richtigen Ernährung. Konsequent Yoga übende Menschen legen Wert darauf, dass die Nahrung, mit der sie Körper und Geist versorgen, einfach, rein, gesund, nahrhaft und mild ist, denn die Art der Nahrung erhöht die Aufmerksamkeit, fördert die geistige Entwicklung und hält den Körper gelenkig und flexibel. Nun ist aber erwiesen, dass regelmäßiger Fleischkonsum eine der Ursachen von Muskelverhärtungen und Gelenkserkrankungen wie Arthritis ist. Das alles bedeutet: Yoga führt wesensbedingt zu vegetarischer Ernährung und zum schrittweisen Umstieg auf Vollwertkost, für die anatomisch-medizinische, ethische und ökonomische Argumente sprechen.

1) Sowohl das Gebiss als auch der Darm des Menschen legen eine vorwiegend vegetarische Ernährung nahe. Wie der Name „Mahlzähne“ schon sagt, ist die Mehrheit der Zähne für das „Mahlen“ beispielsweise von Getreide bestimmt; und auch den überaus langen Dünndarm hat der Mensch mit Pflanzenfressern gemeinsam. In ihm wird die ausgiebig gekaute und im Magen verdaute Nahrung verwertet. Fleisch fressende Tiere verschlingen die Nahrung, ihr Darm ist kurz.

2) Wer ein Getreidekorn in die Erde steckt, wird schon nach wenigen Tagen erleben, welch enorme Lebensenergie in einem winzigen Korn steckt, Lebensenergie, auf die man bei einem Stück toten Fleisch vergeblich wartet. Der Yoga-Philosoph und Mystiker Osho geht noch einen Schritt weiter: Er meint, dass mit dem Fleisch eines Tieres nicht nur Nahrung aufgenommen wird, sondern auch etwas von der „spezifischen Instinktstruktur“ dieses Tieres (Osho: „Das Yogabuch“, S. 25), eine Überlegung, die nachdenklich werden lässt.

3) Die Disziplin des Yoga verlangt mit dem Begriff „Ahimsa“ Gewaltlosigkeit in der persönlichen Lebensführung und damit das Verbot andere Lebewesen zu töten. Dieses Prinzip erläutert der bekannte Yoga-Meister Iyengar so: „Nach dem Glauben des Yogi hat jedes Geschöpf das gleiche Recht zu leben wie er selbst. Er glaubt, dass er geboren wurde, um anderen zu helfen (…) und weiß, dass sein Leben untrennbar mit dem der anderen verkettet ist.“ (B. K. S. Ivengar: „Licht auf Yoga“, S. 26) Dass beim Verzehr von Fleisch immer massiv Gewalt im Spiel ist, steht wohl außer Zweifel. Somit werden dem Yoga-Prinzip der Gewaltlosigkeit nur Vegetarier gerecht.

4) In einer Zeit, in der Ressourcen knapp werden und bekannt ist, dass in reichen Industriegesellschaften viel mehr verbraucht wird, als der Planet zur Verfügung stellen kann, bekommt die Frage der Ernährung eine weitere ethische Dimension. Mit der Methode des so genannten Fußabdrucks ist es möglich, innerhalb kurzer Zeit die Zukunftsfähigkeit des eigenen Lebensstils zu testen. Dabei zeigt sich, dass die Ernährung maßgeblichen Anteil am Ergebnis hat (siehe www.footprint.at). Mit einem Umstieg auf vegetarische Ernährung kann ein wesentlicher Beitrag gegen die Zerstörung unseres Planeten und für globale Ernährungsgerechtigkeit geleistet werden. Warum? Der überbordende Fleischkonsum hat zur Folge, dass beispielsweise in Österreich wesentlich mehr Futtermittel für die benötigten Schlachttiere erforderlich sind, als auf den heimischen landwirtschaftlichen Flächen gewonnen werden können. Viele der in Österreich verzehrten Rinder und Schweine weiden sozusagen in Lateinamerika; den Menschen dort geht dadurch wertvolles Ackerland verloren. Eine vegetarische Ernährung ist somit die konsequente Antwort auf die sich zuspitzende Ressourcenknappheit unserer Erde.

Diese Überlegungen zu einer gesunden und nachhaltigen Ernährung zeigen einmal mehr, dass schon vor Jahrtausenden die Wissenschaft des Yoga zu Erkenntnissen gelangte, die den Menschen in seiner Gesamtheit erfassen, einen Weg zu körperlichem Wohlbefinden und geistiger Entwicklung aufzeigen und Antworten geben, die nichts an Aktualität verloren haben.

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